Lehm als Baumaterial liegt wieder im Trend
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Lehm als Baumaterial liegt wieder im Trend
Nachhaltiges Bauen ist gefragt. Alte Baustoffe wie Lehm gewinnen an Bedeutung. Diese werden nicht nur für Wohnhäuser, sondern auch für große Bauvorhaben verwendet. So setzen große Unternehmen wie Alnatura oder Weleda auf Konstruktionen aus Lehm und Holz.
Nachhaltig und kosteneffizient
Lehm ist neuerdings wieder ein besonders beliebter Baustoff. Und zwar aus mehreren Gründen. Zum einen ist er in vielen Regionen der Welt weit verbreitet und leicht zugänglich, was Transportkosten und Umweltbelastung reduziert. Zum anderen hat die Herstellung von Lehm im Vergleich zu anderen Baustoffen wie Beton oder Ziegeln weniger negative Auswirkungen auf die Umwelt. Denn der Abbau erfordert weniger Energie und führt damit auch zu geringeren CO₂-Emissionen. Laut Christof Ziegert, einem Experten für Lehmbau, verursacht Lehm im besten Fall nur etwa 10 % der CO₂-Emissionen herkömmlicher Baustoffe und im schlechtesten Fall etwa 50 %.
Ein weiterer Vorteil von Lehm ist seine natürliche Zusammensetzung aus Mineralien, organischem Material und Wasser. Dadurch ist er ungiftig und nicht allergen, was ihn zu einer gesunden Wahl für den Bau von Wohngebäuden macht. Zudem besitzt er die Fähigkeit, Wärme zu speichern und langsam abzugeben. Dies führt zu einem angenehmen Raumklima und verringert den Bedarf an Heiz- und Kühlsystemen.
Das Netzwerk „Gebäudeforum klimaneutral“ schreibt Lehm die Eigenschaft zu, zu 100 % wiederverwertbar, frei von Schadstoffen, schalldämmend und nicht brennbar zu sein.
Geringeres Risiko auf Schimmel
Darüber hinaus reguliert Lehm auch Feuchtigkeit, indem er diese aus der Luft aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben kann. Dadurch wird das Risiko von Schimmelbildung reduziert.
Nicht zuletzt bietet Lehm eine natürliche und warme Ästhetik, die dem Wohlfühlambiente und der Optik zugutekommt. Die verschiedenen Möglichkeiten der Oberflächengestaltung, wie beispielsweise Lehmputz oder Lehmfarbe, ermöglichen eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten.
Es gibt auch Herausforderungen
Obwohl das Bauen mit Lehm eine lange Tradition hat und seit Jahrtausenden verwendet wird, stößt es auch auf Herausforderungen. So ist die Suche nach einem erfahrenen Lehmbau-Handwerker oft gar nicht so einfach. Auch die Verfügbarkeit des Materials vor Ort kann herausfordernd sein. Nico Santuario, Architekt bei der Michelgroup, bemerkt, dass Lehm derzeit immer noch eher traditionell bei privaten Bauprojekten und archäologischen Restaurationen eingesetzt wird.
Wieso kam Lehm zwischenzeitlich aus der Mode?
Dass Lehm als Baumaterial irgendwann nicht mehr weit verbreitet war, lag in der Annahme, dass er nicht stark genug sei und auf Feuchtigkeit empfindlich reagiere. Allerdings zeigen Untersuchungen, dass industriell hergestellte Lehmsteine Festigkeiten erreichen können, die vergleichbar mit denen von Porenbeton und Leichtbeton sind.
Lehm ist wieder ein beliebter Baustoff für Wohnungsbau
Tatsächlich ist Lehm ein beliebter Baustoff für den Wohnungsbau, jedoch gibt es Einschränkungen hinsichtlich seiner Tragfähigkeit. Spezialisten gehen davon aus, dass Lehmsteinmauerwerk grundsätzlich für Gebäude mit maximal fünf Geschossen geeignet sei. Eine neue Norm erlaubt das Bauen mit tragendem Lehmsteinmauerwerk bis zu einer Höhe von maximal 13 Metern. Aus diesem Grund wird Lehm vor allem im Wohnungsbau bevorzugt, wo im Jahr 2022 fast 97 % der Gebäude mit weniger als vier Geschossen errichtet wurden.
Berliner Forschungsprojekt testet Bauen mit Lehm
Die Berliner Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land testet das Bauen mit Lehm in einem Forschungsprojekt. Dabei werden zwei fünfgeschossige Gebäude mit jeweils 36 Wohnungen errichtet – eines in Ziegel-Holzbauweise und eines als Holz-Lehm-Bau. Trotz identischer Lage, Grundrisse und Gestalt wird in beiden Gebäuden Lehm verwendet.
Im Massivbau werden die Ziegelwände im Inneren mit Lehm verputzt, während im Holzbau die meisten Innenwände in Trockenbauweise entstehen. Lehmbauplatten und -putz werden hier als Alternative zu Gips verwendet. Zudem ermöglicht Lehm, auf eine Lüftungsanlage zu verzichten.
Allerdings stehen auch Stadt und Land vor Herausforderungen. Es sei schwierig, Fachfirmen für dieses Projekt zu finden und Lehmputze seien anfälliger für Beschädigungen als Alternativen mit Kalk und Gips.
Alnatura und Weleda setzen auf Lehm
Im Januar 2019 bezog das Naturkostunternehmen Alnatura seinen neuen Hauptsitz in Darmstadt. Das Besondere daran: Der neue Standort, bekannt als der „Campus“, wurde aus Lehm gebaut. Laut dem Eigentümer ist dies sogar das größte Bürogebäude dieser Art in ganz Europa.
Auch beim Logistikzentrum des Naturkosmetikherstellers Weleda setzte man auf Lehm, um möglichst klimafreundlich zu bauen. Zusätzlich kamen nachhaltige und recycelbare Baustoffe wie Holz zum Einsatz. Der Campus nutzt zu 100 % erneuerbare Energiequellen wie Erdwärme und Solarmodule. Obwohl diese Maßnahmen die Kosten zunächst erhöhten, rechnet Weleda damit, dass sich die Mehrausgaben im Laufe des Betriebs amortisieren, insbesondere im Bereich der Energie- und Wärmeversorgung. Dies dürfte voraussichtlich nach 12 bis 14 Jahren der Fall sein.
Lohnt es sich, mit Lehm zu bauen?
Die Frage, ob es sich lohnt, mit Lehm zu bauen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. In einigen Regionen ist das Baumaterial reichlich vorhanden und daher kostengünstig zu beschaffen, während es in anderen Gegenden teurer sein kann, Lehm zu beschaffen oder ihn über weite Strecken zu transportieren.
Sicher ist, dass der Einsatz von Lehm als Baumaterial spezifische Kenntnisse und Techniken in Bezug auf Baupraktiken und -techniken erfordert. Wenn Zugang zu geschulten, lokalen Handwerkern besteht, kann dies die Kosten senken. Ist dies jedoch nicht der Fall, könnten Schulungen oder die Einstellung spezialisierter Fachleute zusätzliche Kosten verursachen.
Zudem gilt es, auf Bauvorschriften und Genehmigungen zu achten. Diese könnten den Einsatz bestimmter Baumaterialien einschränken, was wiederum die Gesamtkosten beeinflussen würde.
Positiv ist, dass Lehm als Baumaterial gute thermische Eigenschaften hat und dazu beitragen kann, den Energieverbrauch für Heiz- und Kühlsysteme zu senken. Das ist insbesondere für diejenigen von Interesse, die Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit legen. Einige schätzen zudem den rustikalen Charme und die natürliche Ästhetik von Lehmgebäuden.
Lohnt es sich also, mit Lehm zu bauen? Ja, wenn eine gründliche Kosten-Nutzen-Analyse eindeutig dafür spricht und die lokalen Gegebenheiten, Bauvorschriften sowie die eigenen Prioritäten berücksichtigt wurden.