Neubauförderung ohne Wirkung


Die besten Jobs in Leibnitz – Partl Bau ist ganz vorne dabei
Diese Wohnungsgrößen sind bei Mietern am beliebtesten
Walter Temmer kauft Ihre Immobilie – und Sie sparen Geld
Neubauförderung ohne Wirkung

Die Neubauförderung sollte bezahlbaren Wohnraum schaffen, den Bau ankurbeln und energetische Standards erhöhen. Doch im April 2025 zeigt sich: Die Programme in Deutschland, Österreich und der Schweiz wirken deutlich weniger als geplant. Besonders in Deutschland ist das Ergebnis ernüchternd – trotz Milliardeninvestitionen stockt der Wohnungsneubau auf einem historischen Tiefstand.
Neubauförderung in Deutschland: Milliarden verpuffen ohne Effekt
In Deutschland wurden im Zeitraum 2023 bis Anfang 2025 zahlreiche Förderprogramme angepasst oder neu aufgelegt. Die Bundesregierung setzte auf Programme wie das KfW-Programm „Klimafreundlicher Neubau“ oder das Baukindergeld 2.0. Trotzdem bleibt der Effekt bislang aus. Im Jahr 2024 wurden nur rund 185.000 neue Wohneinheiten genehmigt – fast 30 % weniger als im Jahr davor und der niedrigste Wert seit der Wiedervereinigung.
Ein Blick auf frühere Fördervolumina macht deutlich, wie hoch die Erwartungen waren: Im Jahr 2021 sagte die KfW Fördermittel in Höhe von über 21 Milliarden Euro für energieeffizientes Bauen zu. Selbst 2022, inmitten wachsender Baukosten, lag das Volumen noch bei über 16 Milliarden Euro. Doch bereits damals zeichnete sich ab, dass die Förderstruktur nicht nachhaltig genug angelegt war, um Neubauziele langfristig abzusichern. Die folgende Statistik zeigt den Überblick über die Summe der Förderzusagen für energieeffizientes Bau in Deutschland in den Jahren von 2005 bis 2022 in Millionen Euro.

Im Jahr 2025 ist davon kaum etwas übrig: Die KfW-Neubauförderung ist vielfach gedeckelt, ausgesetzt oder in Überarbeitung. Ein Großteil der Mittel fließt mittlerweile in Sanierungen, nicht in Neubauten – ein deutliches Zeichen für einen Strategiewechsel.
Neubauförderung im DACH-Vergleich: Österreich agiert gezielter
Auch in Österreich zeigt sich Zurückhaltung, doch die Dynamik ist etwas stabiler. 2024 wurden etwa 51.000 Baugenehmigungen für Wohnbauprojekte erteilt – ein Rückgang um 12 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Bundesländer agieren eigenständig, mit abgestimmten Wohnbauförderungen, die stärker auf einkommensschwache Haushalte und ökologische Kriterien ausgerichtet sind.
Zudem setzt Österreich auf Kombinationen aus Zuschüssen, zinsgünstigen Darlehen und gestaffelten Fördermodellen. Besonders in Wien konnte durch kommunale Bauträger ein gewisser Stabilitätseffekt erzielt werden. Im Gegensatz zu Deutschland, wo die Privatwirtschaft dominierend ist, spielt in Österreich der gemeinnützige Wohnbau eine größere Rolle – ein Puffer in der Krise.

Warum die Neubauförderung nicht greift
Ein zentrales Problem in Deutschland bleibt die falsche Anreizstruktur. Förderungen orientieren sich stark an energetischen Standards, aber nicht an realen Mietpreisen oder sozialen Bedarfen. Bauherren, die große Projekte in Ballungsräumen umsetzen könnten, sehen sich mit zu vielen Auflagen und Unsicherheiten konfrontiert. Kleine und mittlere Projektentwickler hingegen können sich den Vorlauf für eine geförderte Finanzierung oft nicht leisten.
Besonders deutlich wird dies beim Förderfokus der letzten Jahre: Während Sanierungen von Bestandsgebäuden detailliert nach Effizienzklassen gefördert wurden, ging die Neubauförderung vergleichsweise unter.
Im Jahr 2022 verzeichnete die KfW über 30.000 Förderzusagen für Sanierungen auf verschiedene Effizienzhausklassen – darunter überdurchschnittlich viele für EH70 und EH55. In den Jahren danach ging diese Zahl stark zurück. Im ersten Halbjahr 2024 wurden nur noch 6.436 Zusagen erteilt. Das zeigt nicht nur eine klare Verschiebung der Förderprioritäten, sondern auch eine zunehmende Zurückhaltung der Antragsteller.

Der Fokus auf Sanierung ist klimapolitisch sinnvoll – doch der Bedarf an neuem Wohnraum bleibt ungelöst.
Schweiz: Weniger, aber stabiler
Die Schweiz folgt einem zurückhaltenderen, föderalen Ansatz. Es gibt keine bundesweite Neubauförderung im klassischen Sinn. Stattdessen vergeben Kantone und Gemeinden punktuelle Fördermittel – z. B. für gemeinnützige Bauträger oder nachhaltige Baustandards. Die Zahl der Baugenehmigungen ist 2024 nur leicht um 6 % gesunken. Besonders im Raum Zürich und in der Westschweiz wird trotz hoher Baukosten weiter geplant, wenn auch verlangsamt.
Das zeigt: Verlässliche Rahmenbedingungen wirken nachhaltiger als kurzfristige Förderimpulse. Die Schweiz setzt auf regulatorische Klarheit statt wechselnder Subventionen – ein Modell, das zunehmend an Attraktivität gewinnt.
Förderung für Neubauten: Ein Fall für den Systemumbau?
Für 2025 ist in Deutschland ein kompletter Neustart der Förderarchitektur angekündigt. Geplant ist ein sogenannter „Wohnraumbonus“, der pro Quadratmeter bezahlbaren Wohnraums eine fixe Unterstützung bietet – unabhängig vom Effizienzgrad. Zudem sollen digitale Antragswege verkürzt und regionale Ergänzungen ermöglicht werden.
Doch die Vergangenheit zeigt: Ohne langfristige Planungssicherheit, eine klar definierte Zielgruppe und marktgerechte Bedingungen wird auch die nächste Förderwelle Gefahr laufen, in der Praxis zu verpuffen. Die Neubauförderung braucht mehr als ambitionierte Zahlen – sie braucht endlich Wirkung im Baualltag.
