Ist der Boom bei Dachgeschosswohnungen vorbei?


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Ist der Boom bei Dachgeschosswohnungen vorbei?

Dachgeschosswohnungen sind in den Sommermonaten besonders warm. Ein Klimagerät gehört meistens bereits zur Grundausstattung dieser Wohnungen. An besonders heißen Tagen geht es auch nicht mehr ohne, selbst wenn die Wohnung den ganzen Tag abgedunkelt ist. Lässt es sich in Zeiten von immer heißer werdenden Sommern unter dem Dach überhaupt noch aushalten?
Dachgeschosswohnungen boomten
Alte Häuser verfügen über großräumige Dachgeschosse, die in den letzten Jahren sukzessive zu Wohnungen ausgebaut wurden. Experten sprachen von einem regelrechten Boom, da diese Wohnungen sowohl bei Mietern als auch bei Eigentümern sehr begehrt waren. Doch die alten Häuser haben ein großes statisches Problem: Meistens müssen die Ausbauten in Leichtbauweise durchgeführt werden. Der Ausbau besteht also aus Stahlträgern und Holzplatten mit Wärmedämmung. Dabei gibt es aber leider nicht viel speicherwirksame Masse und so kommt es zu einer überdurchschnittlich hohen Erwärmung der Dachgeschosswohnungen. Das hat dazu geführt, dass die Nachfrage nach Dachgeschosswohnungen nachgelassen hat und diese für Makler und Eigentümer zum „Ladenhüter“ wurden.

Ohne Klimaanlage geht es nicht mehr
Sagen die einen. Dachgeschosswohnungen erhitzen sich im Sommer besonders schnell, kühlen aber auch relativ schnell ab, wenn die Temperaturen sinken. Ein Problem neben der Hitze stellen auch die Fassadenfarben dar. Ein sehr dunkler Farbton heizt sich bis zu 70 Grad auf. Auch die Dacheindeckung speichert die Wärme, wenn sie in dunkler Farbe gewählt wurde. Ist das Blech beispielsweise anthrazit, erwärmt sich die Temperatur auf dem Dach auf bis zu 80 Grad. Bonitätsstarke Kunden von Dachgeschosswohnungen bestehen daher auf den Einbau einer Klimaanlage. Eine Klimaanlage verursacht aber auch hohe Kosten und ist für die Gesundheit auf Dauer nicht besonders empfehlenswert.
Es geht auch ohne Klimaanlage
Sagen die anderen, wie Architekt Christoph Treberspurg. Er ist überzeugt, dass eine Dachgeschosswohnung auch ohne Klimaanlage bewohnt werden kann. Er hat sich vor einiger Zeit einem besonderen Forschungsprojekt gewidmet. Treberspurg möchte erforschen, wie Dachgeschosswohnungen für den sozialen Wohnbau genutzt werden können. Die installierten Klimaanlagen würden das Problem nicht lösen, da sich die Hitze nur in die Innenhöfe verlagert, wo das Stadtklima insgesamt und die Nachbarn im Besonderen bereits unter der Wärme aus den Geräten leiden. Was wäre eine bessere Variante?
Smarte Planung bei Dachgeschosswohnungen
Die Grundrisse sollten so geplant werden, dass gutes Querlüften möglich ist. Der Wärmeeintrag kann durch gute Dämmung verringert werden. Auf große Fensterflächen, die zwar einen schönen Ausblick ermöglichen, muss verzichtet werden. Zusätzlich müssen die Fenster baulich gut verschattet sein. Dazu gehören beispielsweise spezielle Raffstores. Damit gelingt es, dass die Sonne draußen und auch der Ausblick teilweise erhalten bleibt.
Auch mit einer automatischen Nachtlüftung soll gearbeitet werden. Dabei erkennt ein Temperaturfühler, ob es drinnen oder draußen kühler ist und entscheidet, wann die Fenster geöffnet bzw. automatisch geschlossen werden sollten. „Wenn im Sommer mal ein Lüftchen weht, dann dort oben“, ist der Architekt überzeugt.
Möglichkeit durch Bauteilaktivierung und Kühldecken
Dachgeschosswohnungen können auch durch eine Bauteilaktivierung kühler werden. Dabei werden in Wänden oder Decken Rohrleitungen verlegt, durch die im Winter warmes Wasser zum Heizen oder im Sommer kaltes Wasser zur Kühlung geleitet wird. Die Bauteile bestehen aus Beton. Diese haben eine besonders hohe Speicherkraft. Auch Kühldecken stellen eine gute Option dar. Es handelt sich dabei um leichte Baumaterialien, die über eine erhöhte Speicherkraft verfügen.

Garten, Erdgeschoss oder Souterrain
Ob der Boom und die Beliebtheit von Dachgeschosswohnungen tatsächlich vorbei sind, kann abschließend durch einen Blick auf die Bewilligungen, die in Wien ausgestellt wurden, festgestellt werden. Im Jahr 2021 lag die Zahl der bewilligten Dachgeschossbauten bei 787. Im Jahr 2017 waren es noch 925, also deutlich mehr. Tendenziell sind Wohnungen mit Garten im Erdgeschoss gefragter. Experten stellen auch die Option in den Raum, dass das Wohnen im Souterrain bald zum ultimativen Luxus wird. Unter der Erde ist es im Sommer bekanntlich am allerkühlsten.
Der Boom bei Dachgeschosswohnungen ist also vorbei. Für die meisten Menschen auf Wohnungssuche sind andere Optionen grundsätzlich interessanter.
