Entfremdung durch Eigentum: Warum viele Käufer nicht bleiben


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Entfremdung durch Eigentum: Warum viele Käufer nicht bleiben

Entfremdung beschreibt das Gefühl der inneren Distanz – etwas zu besitzen, aber sich nicht damit verbunden zu fühlen. Dieses Phänomen zeigt sich zunehmend im Immobilienbereich. Viele Menschen kaufen ein Haus oder eine Wohnung in der Hoffnung auf Sicherheit, Unabhängigkeit oder Altersvorsorge – und merken später: Das Eigentum erfüllt ihre Erwartungen nicht. Einige ziehen aus, vermieten weiter oder verkaufen wieder. Warum passiert das so häufig?
Entfremdung durch falsche Erwartungen
Der Erwerb von Wohneigentum ist oft emotional aufgeladen. Für viele bedeutet er Ankommen, Stabilität oder ein neues Lebenskapitel. Doch Eigentum bringt auch Verantwortung, Kosten, Verpflichtungen – und oft weniger Flexibilität als erwartet. Was anfangs nach Freiheit klingt, wird im Alltag schnell zur Belastung: Instandhaltung, Verwaltung, Nachbarschaftskonflikte, finanzielle Engpässe.
Entfremdung entsteht besonders dann, wenn sich das Leben verändert, aber das Eigentum nicht mitwächst: etwa durch berufliche Umzüge, Trennung, Pflegebedarf oder veränderte Familienkonstellationen. Viele Käufer fühlen sich irgendwann fremd im eigenen Zuhause.
Entfremdung trotz Eigentum: Ein Blick auf Deutschland
In Deutschland liegt die Eigentumsquote im europäischen Vergleich niedrig. Nur rund 42 % der Haushalte wohnen im selbst genutzten Eigentum. Besonders in Großstädten wie Berlin (16 %) oder Hamburg (20 %) ist Wohneigentum die Ausnahme. Das wirft die Frage auf: Ist Eigentum überhaupt noch ein erstrebenswertes Ziel – oder eher ein gesellschaftlicher Mythos?

Die niedrige Eigentumsquote erklärt mit, warum viele Menschen den Kauf weniger als langfristige Bindung empfinden. Wenn Eigentum nur eine Phase im Lebenslauf ist – statt eines dauerhaften Lebensmittelpunkts – ist Entfremdung fast vorprogrammiert. Wer später merkt, dass die Immobilie nicht (mehr) zum Alltag passt, reagiert zunehmend pragmatisch: verkaufen, vermieten, umziehen.
Entfremdung durch Wandel im Lebensverlauf
Ein häufig unterschätzter Aspekt ist der soziale und emotionale Bezug zur Immobilie. Was heute zur Lebenssituation passt, ist morgen womöglich schon überholt: Die Kinder sind aus dem Haus, die Partnerschaft endet, der Job wechselt. Eigentum ist jedoch träge – es lässt sich nicht so einfach anpassen wie ein Mietvertrag.
Gleichzeitig steigt die Mobilität vieler Menschen, gerade bei Jüngeren. Dennoch wächst der Wunsch nach Eigentum wieder – was auf eine gewisse Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit hinweist.

Die Umfrage zeigt: 39 % der Befragten in Deutschland planten 2024 den Erwerb einer Immobilie. Das ist der höchste Wert der letzten fünf Jahre. Doch wie viele dieser Käufer werden in zehn Jahren noch dort wohnen? Die Kluft zwischen Plan und Realität ist einer der Gründe, warum Entfremdung durch Eigentum so häufig auftritt.
Eigentum nicht überall gleich gedacht
Ein Vergleich mit Österreich zeigt, dass Eigentum dort eine etwas andere Rolle spielt. Zwar lebt auch hier ein großer Teil der Bevölkerung im Eigentum, doch Modelle wie Genossenschaftswohnungen oder Gemeindebau sind stark verbreitet. Das Verhältnis zwischen individueller Bindung und institutioneller Wohnstruktur ist dadurch vielfältiger – und möglicherweise weniger konfliktbeladen.

Die Grafik zeigt: Nur 41 % der Österreicher leben im klassischen Hauseigentum. Rund ein Drittel lebt in Miete oder genossenschaftlich organisierten Modellen – deutlich mehr als in Deutschland. Diese differenzierte Wohnlandschaft könnte erklären, warum Eigentum dort nicht mit denselben Erwartungen überfrachtet ist – und Entfremdung weniger scharf ausfällt.

Neue Realität auf dem Immobilienmarkt?
Ob in Berlin, Wien oder Zürich: Der Mythos vom Eigenheim als dauerhaftem Lebensmittelpunkt wird brüchig. Die zunehmende Diskrepanz zwischen Wunschbild und Alltag führt dazu, dass Eigentum mehr als Status denn als Lebensform verstanden wird. Käufer wollen besitzen – aber nicht zwingend bleiben.
Entfremdung durch Eigentum ist kein persönliches Versagen, sondern Ausdruck eines gesellschaftlichen Wandels. Unsere Lebensrealitäten werden fluider, vielfältiger, flexibler – Eigentum bleibt dagegen starr. Wer heute kauft, braucht nicht nur Kapital, sondern auch Klarheit: über Lebensziele, Veränderungsbereitschaft und das, was „Zuhause“ wirklich bedeutet.
